Für Nutzer*innen
Für Anbieter*innen
Das ist der #DigitalCheckNRW

Der #DigitalCheckNRW ist ein Herzensprojekt der Landesregierung in NRW. Ziel ist es, digitale Teilhabe für alle Bürger*innen zu ermöglichen.

Über den Check könnt Ihr eure eigene Medienkompetenz prüfen und durch passendes Weiterbildungsangebot noch vorhandene Lücken schließen.

Leichte Sprache

Was ist Social Scoring? – Über die gefährlichste Form des Trackings

Beim Surfen im Internet und der Nutzung sozialer Medien bist du nie ganz unbeobachtet. Websites und Apps sammeln Daten über dein Verhalten, wie etwa deine Käufe, mit wem du kommuniziert hast oder welche anderen Websites du zuvor besucht hast. Dieses sogenannte „Tracking“ geschieht auf verschiedenen Wegen und ist bis zu einem gewissen Grad unbedenklich, kann aber auch die Grenzen der Privatsphäre massiv überschreiten. Hier erfährst du, was mit den Daten gemacht wird und was du dagegen tun kannst.

Welche Formen des Trackings gibt es?

Es gibt verschiedene Technologien und Methoden, die beim Tracking verwendet werden. Das Gemeine daran: Die Nutzer*innen stimmen dieser „Beobachtung“ oftmals sogar zu, weil sie durch irreführende Einwilligungsoptionen dazu verleitet werden oder nicht genau wissen, was mit ihren Daten passiert, wenn sie zustimmen.

  • Cookies: Das sind kleine Textdateien, die von Webseiten auf deinem Computer gespeichert werden. Sie erkennen dich bei deinem nächsten Besuch und speichern deine Einstellungen. Wie genau das funktioniert, kannst du dir in unserem Erklärvideo anschauen (LINK) oder in unserem Artikel nachlesen (LINK).
  • IP-Adressen: Jede Internetverbindung hat eine eindeutige IP-Adresse, vergleichbar mit einer Postadresse. Diese kann verwendet werden, um deinen Standort grob zu bestimmen und dein Nutzungsverhalten zu verfolgen.
  • Web Beacons: Das sind unsichtbare Bilder oder Codes auf Webseiten oder in E-Mails, die ebenfalls Informationen über dein Verhalten sammeln.
  • Tracking-Tools: Viele Unternehmen nutzen spezielle Software oder Dienste (Analyseprogramme), um Daten über Nutzer*innen zu sammeln und auszuwerten.
  • App-Berechtigungen: Weniger verschleiert sind die Berechtigungen, die du den Apps auf deinem Smartphone oder Tablet erteilst. Damit erlaubst du einer App bestimmte Zugriffe, z. B. auf deine Kamera, dein Mikrofon oder deine Kontaktliste.

Wie viel Tracking ist in Ordnung?

Dass Websites und Apps etwas über ihre Nutzer*innen herausfinden möchten, ist bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar und verständlich.

Ermöglichen von Funktionen: Das Speichern von Cookies ist manchmal technisch notwendig, damit die Website so funktioniert wie sie soll. Willst du etwa online einkaufen, muss sich der digitale Warenkorb immer merken, was du schon hineingelegt hast, auch wenn du zwischendurch auf anderen Unterseiten des Onlineshops weiterstöberst. Solche technischen Notwendigkeiten gibt es auch bei Apps: Willst du beispielsweise eine Sprachnachricht verschicken, benötigt die App Zugriff auf dein Mikrofon – ist ja klar.

Optimierung der Website oder App: Viele Anbieter*innen möchten sehen wie sich die Besucher*innen über ihre Seite bewegen, um die Seite benutzungsfreundlicher zu gestalten. Das ist legitim, solange das Erheben der Nutzungsdaten in angemessenem Rahmen bleibt.

Aber weder auf Websites noch in Apps ist es nötig, dass du immer allen Datenspeicherungen zustimmst und alle Zugriffe gewährst! Unternehmen tracken Nutzer*innen auch noch aus anderen Gründen.

Wann ist Tracking nicht mehr okay?

Personalisierung, Filterblasen und Echokammern

Ganz viele Websites und Apps sammeln Daten über dich, um dir maßgeschneiderte Werbung oder Inhalte anzubieten, die deinen Interessen entsprechen (sogenannte „personalisierte“ Anzeigen oder Inhalte). Wenn du dir bewusst machst, dass du vielleicht zum Kauf einer Ware oder zum Lesen eines Artikels geleitet wirst, dann ist das kein schönes Gefühl, und das Ganze kann auch weitere negative Folgen haben: Die Analysen, sogenannte Profile, die über dich erstellt werden, können verzerrt oder unvollständig sein. Wenn eine Seite beispielsweise erkennt, dass du nach einem bestimmten Thema gesucht hast, entsteht schnell der Eindruck, dass du ausschließlich an diesem Thema interessiert bist – auch wenn das nicht stimmt. So rutschst du immer weiter in sogenannte „Filterblasen“, in denen du nur noch ähnliche Beiträge angezeigt bekommst, oder in „Echokammern“, in denen du immer ähnlichen Meinungen im Netz begegnest. Und wenn du nur noch diese einseitigen Informationen zugespielt bekommst, kann es ganz automatisch passieren, dass du den Anschluss an andere Themen und Perspektiven verlierst. Am Anfang hast du dich vielleicht gar nicht in diese Richtung interessiert, aber nachdem du dich in das Thema eingelesen hast, tust du es plötzlich doch. Das mag harmlos sein, wenn es sich um die Meinung zum besten Katzenfutter Deutschlands handelt, aber es kann zu einer Gefahr für die Gesellschaft werden, wenn sich auf diese Weise radikale Ansichten zu religiösen, politischen oder ideologischen Themen bilden oder verfestigen.

Datenmissbrauch, Marktforschung und Manipulation

Manchmal sammeln Anbieter*innen von Websites und Apps Daten über dich, um diese dann an andere Firmen zu verkaufen. Wenn es sich dabei um Käufer*innen handelt, die kriminell sind, besteht das Risiko, dass deine Daten in falsche Hände geraten und so für verschiedene Betrugsmaschen verwendet werden, z. B. für Identitätsdiebstahl.

Viele Anbieter*innen erheben über dich auch Daten im Auftrag von Dritten und geben Informationen über deine Interessen und zu deinem Nutzungsverhalten an Marktforschungsinstitute weiter. Im hart umkämpften Markt für Werbeanzeigen werden außerdem Plätze beim sogenannten Real Time Bidding (deutsch: Echtzeit-Versteigerung), einem Auktionsmodell von Google, versteigert.[1] Wenn eine Website oder App deine Interessen registriert, werden diese Informationen an Werbefirmen weitergegeben, die die Anzeigenplätze in Millisekunden an die Höchstbietenden verkaufen. Die Anzeigen richten sich meist grob an die Zielgruppe, die gerade auf der Seite unterwegs ist (z. B. gezielt an Frauen, Männer, jüngere Menschen oder ältere Menschen). Wenn du jedoch passende Werbeanzeigen zu einem Thema siehst, das du eben gerade recherchiert hast, könnte das mehr als nur ein Zufall sein und am Zusammenspiel von Trackern und Werbefirmen liegen.

Social Scoring und der Verlust von Privatsphäre

Social Scoring meint ein System, das Informationen über Menschen sammelt und bewertet, um ihnen eine Art Punktzahl („Score”) zu geben, z. B. um ein Risiko zu errechnen. Die Datenanalysen von Versicherungen und Kreditinstituten grenzen daher oft an die Praxis des Social Scoring.

Viele Kfz-Versicherungen verknüpfen beispielsweise verschiedene Datenpunkte, um risikobehaftete Kund*innen zu erkennen. Wichtige Daten, um diese zu identifizieren, sind u. a. die Kriminalitätsrate im Stadtteil, Unfallzahlen am Wohnort und der Gesundheitszustand der Fahrer*innen. Letzteres ist schwer zu ermitteln, weshalb sie auf Daten aus Websites, Apps oder sozialen Medien zurückgreifen. Öffentliche Fotos von Partys mit hohem Alkoholkonsum sind dabei z. B. nicht gerade von Vorteil. Zudem bieten Kfz-Versicherungen Programme an, bei denen die Prämien auf dem Fahrverhalten basieren, welches durch sogenannte Telematikgeräte im Auto überwacht wird.[2] 

Auch Krankenversicherungen bedienen sich an Daten, die von Websites und aus sozialen Medien kommen, wie etwa Hinweise zum Lebensstil im Hinblick auf Ernährung, Bewegung, Tabak- und Alkoholkonsum, und werben mit besonderen Vorteilen, wenn die Kund*innen ihre Fitness über Gesundheits-Apps, Smartwatches und Fitnessarmbänder überwachen lassen.[3] Ein weiteres Beispiel für die Bewertung auf Basis verschiedenster Daten ist die Berechnung der Kreditwürdigkeit durch die „SCHUFA“ (eine Firma, die Analysen der Wirtschaftlichkeit betreibt).

Eine der größten Gefahren bei solchen Bewertungen ist, dass Menschen, basierend auf ihrer Punktzahl, unfair behandelt werden können und mit ihrer niedrigen Punktzahl zum Beispiel Schwierigkeiten haben, einen Kredit zu bekommen, eine Wohnung zu finden oder höhere Versicherungsbeiträge zahlen müssen als andere. Die Analyse von Daten kann dabei ganz schnell zu Diskriminierung führen. Wie genau diese Systeme zu ihrer Bewertung kommen, wird meistens nicht offen gelegt und bleibt ein Firmengeheimnis.

Social Scoring in China

Das Social Credit System (deutsch: Sozialkreditsystem) in einigen Großstädten in China ist ein konkretes und sehr extremes Beispiel für Social Scoring. Es wurde entwickelt, um das Verhalten der Bürger*innen zu bewerten und zu steuern. In diesem System werden verschiedene Daten über die Menschen gesammelt, wie zum Beispiel:

  • Finanzverhalten: Bezahlt die Person ihre Rechnungen pünktlich? Hat sie Schulden?
  • Soziale Interaktionen: Wie verhält sich die Person in der Öffentlichkeit? Ist sie freundlich oder unhöflich? Besucht sie regelmäßig ihre Familie?
  • Online-Verhalten: Was kauft die Person im Internet? Sind es viele Käufe? Sind diese eher sinnvoll oder unnütz? Welche Inhalte konsumiert sie?
  • Fehlverhalten: Überquert die Person eine rote Ampel? Hat sie falsch geparkt? Oder äußert sich kritisch gegen die Regierung?

Diese Informationen werden dann genutzt, um eine Punktzahl zu vergeben. Eine hohe Punktzahl kann Vorteile bringen, wie schnellere Genehmigungen für Kredite oder bessere Jobchancen. Eine niedrige Punktzahl hingegen kann dazu führen, dass man bestimmte Dinge nicht mehr bekommt – z. B. kann es schwieriger sein, ein Flugticket zu kaufen oder eine Wohnung zu mieten. Die chinesische Regierung verwendet dieses System, um die Bürger*innen nach ihren Vorstellungen auf Werte- und Parteilinie zu halten. [4], [5]

Ist massives Social Scoring auch in Deutschland zu erwarten?

In Deutschland gibt es kein offizielles System für Social Scoring, wie es beispielsweise in China praktiziert wird. Das liegt zum großen Teil daran, dass die westliche Kultur ein anderes Verständnis von Privatsphäre hat, aber auch an den Gesetzen in Deutschland und der EU: Unter anderem die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) schützt die persönlichen Daten der Bürger*innen und schränkt die Möglichkeiten zur Datensammlung und -nutzung ein.

Wenn Menschen das Gefühl haben, ständig überwacht zu werden und dass ihre Daten gegen sie verwendet werden könnten, kann dies das Vertrauen in die Gesellschaft und in politische Institutionen verringern – das ist den meisten Unternehmen und Politiker*innen klar. Dennoch ähneln die Praktiken von Versicherungen und Kreditinstituten den Modellen in China. Technisch wäre es bereits möglich, Informationen über Personen von verschiedenen Websites, Apps und öffentlichen Überwachungskameras zusammenzutragen und solche Analysen durchzuführen, aber auf rechtlicher und ethischer Ebene gibt es hierzulande glücklicherweise gewisse Grenzen – was hoffentlich auch so bleibt.[6]

Was kann ich gegen Tracking und zum Schutz meiner Daten tun?

1. Passe deinen Browser an

Du kannst in deinem Internetbrowser, z. B. Firefox oder Chrome , Einstellungen ändern, um Cookies zu blockieren oder den privaten Modus zu verwenden.

2. Blockiere Werbung

Installiere ein Programm, das Werbung und Tracker blockiert, damit weniger Daten über dich gesammelt werden, z. B. „uBlock Origin“ oder „Privacy Badger“.

3. Prüfe deine App-Einstellungen

Schaue dir an, worauf deine Apps zugreifen können und hinterfrage, ob diese Zugriffe für die Funktionalität nötig sind.

4. Installiere Software-Updates

Achte darauf, dass dein Computer und deine Apps immer auf dem neuesten Stand sind, um sicher zu bleiben.

5. Schütze deine Privatsphäre in sozialen Medien

Schau dir die Datenschutzeinstellungen deiner Konten an und teile nicht zu viele persönliche Informationen.

6. Mache den #DigitalCheckNRW

 Mit unserem Online-Test kannst du deine digitalen Kompetenzen überprüfen und viel dazu lernen. Starte hier.

Quellen

[1] Real-Time-Bidding (RTB) einfach erklärt: Definition, Vorteile und Nachteile: 
https://datenbasiert.de/real-time-bidding/

[2] Social Scoring: Telematik-Daten & die KFZ-Versicherung: 
www.ecolaw.de/social-scoring-telematik-daten-die-kfz-versicherung/

[3] Social Scoring – eine chinesische Erfindung?
https://www.hiig.de/scoring-eine-chinesische-erfindung/

[4] Kolja Quakernack (2021): Das chinesische Sozialkreditsystem – Künstliche Intelligenz als Umerziehungswerkzeug für ein überwachtes Volk, Diplomica Verlag

[5] Arbeitsblatt der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: 
https://www.lpb-bw.de/fileadmin/machsklar/pdf/2023/mk_55/loesung_china_social_scoring_system.pdf

[6] Breitet sich der chinesische Social-Credit-System Albtraum weltweit aus?
https://www.dr-datenschutz.de/breitet-sich-der-chinesische-social-credit-system-albtraum-weltweit-aus/

Stand: 17.04.2025
Autor*innen: Jessica Wawrzyniak