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Das ist der #DigitalCheckNRW

Der #DigitalCheckNRW ist ein Herzensprojekt der Landesregierung in NRW. Ziel ist es, digitale Teilhabe für alle Bürger*innen zu ermöglichen.

Über den Check könnt Ihr eure eigene Medienkompetenz prüfen und durch passendes Weiterbildungsangebot noch vorhandene Lücken schließen.

Leichte Sprache

Digitale Freundschaften und Dating:

Chancen und Risiken im Netz

Heutzutage ist es für viele Menschen ganz normal, Online-Dating-Seiten oder soziale Netzwerke zu nutzen, um neue Freundschaften zu schließen oder sogar den/die Partner*in fürs Leben zu finden. Andere können sich diese Art der Verbindung absolut nicht vorstellen. Wie soll man eine Beziehung aufbauen, wenn man sich nicht sieht? Wie kann man jemandem vertrauen den/die man nicht kennt? Sind Liebesbeziehungen und Freundschaften im Netz etwas, das nur junge Menschen machen? Wann wird solch ein anonymer Kontakt gefährlich? Der #DigitalCheckNRW hat ein paar Antworten darauf.

Gemeinsam statt einsam:

Online-Dating und Freundschaften im Netz

Freundschaften und soziale Kontakte zu pflegen, ist für alle Menschen wichtig. Auch der Wunsch, eine Liebesbeziehung aufzubauen, die allgemein bekannten „Schmetterlinge im Bauch“ zu spüren und sich zu verlieben, ist keine Frage des Alters. Zwar nutzen vor allem jüngere Menschen diese Form der Online-Kommunikation, weil sie grundsätzlich mehr digital miteinander kommunizieren, trotzdem spielt das Alter beim Pflegen von Online-Beziehungen keine Rolle. Es gibt inzwischen viele Dating-Portale und Apps, in denen sich Suchkriterien einstellen lassen, z. B. die Altersspanne der Nutzer*innen, mit denen du in Kontakt treten möchtest. Das Internet bietet viele Möglichkeiten mit Freunden und Verwandten in Kontakt zu bleiben, die man z. B. wegen einer großen Entfernung nicht oft sehen kann.

  1. Mit den Liebsten über Messenger-Chats und E-Mails zu kommunizieren oder über Videotelefonie in Kontakt zu bleiben, verringert die Distanz zueinander ganz automatisch.
  2. Die Text- und Fotobeiträge der anderen auf Social Media zu verfolgen und so immer auf dem neuesten Stand zu bleiben, gibt in vielen Freund- und Partnerschaften das Gefühl, am Leben des anderen teilhaben zu können.
  3. Online-Kommunikation bietet die Möglichkeit, neue Freundschaften zu knüpfen, besonders für Menschen, die sich vielleicht einsam fühlen oder Schwierigkeiten haben, im eigenen Umfeld neue Kontakte zu finden.
  4. Auch der Zeitfaktor spielt eine große Rolle: Nicht immer lassen die persönlichen Umstände das Kennenlernen anderer Personen im Job oder in der Freizeit zu, doch digitale Kommunikation kann auch zwischendurch und nach einem langen Tag abends auf dem Sofa stattfinden.
  5. Du kannst mit Menschen aus der ganzen Welt in Kontakt treten, Interessen und Hobbys teilen und dich über gemeinsame Themen austauschen. Dieser Austausch kann das Gefühl von Einsamkeit lindern und das Wohlbefinden steigern, selbst wenn du diese Personen gar nicht persönlich kennst.

Kann man im Netz echte Bindungen aufbauen?

Auch bevor es das Internet gab, war es möglich, Beziehungen über Distanz aufrechtzuerhalten, z. B. durch Brieffreundschaften. Wenn nach Wochen endlich wieder ein neuer Brief im Briefkasten lag, waren die Freude und Aufregung groß. Digitale Freundschaften zu pflegen, sind mit Brieffreundschaften vergleichbar, allerdings läuft alles viel schneller und intensiver ab: Nachrichten, Fotos und Videos können innerhalb von Sekunden ausgetauscht werden. Die kurze Antwortzeit zu jeder Tages- und Nachtzeit ermöglicht lange Gespräche und den Austausch vieler Informationen. So kann man sich schnell kennenlernen, eine romantische Beziehung aufbauen und echte Gefühle füreinander entwickeln. Jedenfalls fühlt es sich schnell so an, als würde man sich richtig gut kennen, und hier liegt auch die größte Gefahr.

Welche Gefahren birgt die rein digitale Kommunikation?

Diese anonyme Kommunikation kann leider sehr gefährlich werden, da im Netz viele Betrüger*innen unterwegs sind, die sich als eine andere Person ausgeben. Mittels einer falschen Identität verfolgen Betrüger*innen unterschiedliche Ziele, die sich in kleinen Details unterscheiden, aber auch in Mischformen vorkommen können:

„Catfishing“ oder Identitätsbetrug

Manche Menschen sehnen sich nach einer Beziehung, wollen aber nicht ihr wahres Ich preisgeben, trauen sich nicht zu zeigen, wer sie sind oder möchten sich bewusst mit anderen Identitäten ausprobieren, sodass sie bezüglich ihres Alters, ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihres Berufs und etlichen anderen persönlichen Informationen falsche Angaben machen. Möglich ist auch, dass die Person bereits in einer festen Partnerschaft lebt und Online-Beziehungen für eine Art von Seitensprüngen nutzt. Doch welche Gründe diese Personen auch immer zum Erfinden einer neuen Identität bewegen, sie nutzen beim Kennenlernen oft gefälschte Fotos und Videos, sodass es schwierig wird, den Betrug aufzudecken. In diesem Fall erfindet die Person viele Ausreden, um die Kommunikation aufrechtzuerhalten, aber ohne dass ein persönliches Treffen zustande kommt. Diese Form des Identitätsbetrugs wird auch „Catfishing“ genannt und geht auf ein US-amerkanisches TV-Format zurück, in dem diese Betrüger*innen vor laufender Fernsehkamera entlarvt werden.

Persönliche Verabredungen bergen allerdings ebenfalls ein großes Risiko, da die wahren Absichten des Gegenübers nie klar erkennbar sind. Sollte es zu einem persönlichen Treffen kommen, solltest du dort möglichst nicht alleine hingehen und mindestens eine weitere Person über das Treffen informieren.

„Lovebombing“, „Romance Scam“ oder „Love-Scam“

Wiederum andere Betrüger*innen, auch „Scammer“ genannt („scam“ ist das englische Wort für „Betrug“), zielen darauf ab, Vertrauen zu dir aufzubauen und eine emotionale Abhängigkeit zu erreichen, um dich später mittels einer ausgedachten Geschichte um Geld zu bitten. Wird dabei eine romantische Verbindung aufgebaut, nennt man die Betrüger*innen auch „Love-Scammer“ oder „Romance-Scammer“. Meist geht es in den Geschichten, die sie erzählen, um kranke Familienangehörige, die dringend Geld benötigen, oder andere Notfallsituationen, in denen du finanziell aushelfen sollst. Dieser Beziehungsaufbau findet manchmal über Jahre statt, sodass sich nicht gleich zu Beginn erkennen lässt, dass Kriminelle am anderen Ende der Internetleitung sitzen.

Wenn die Bitte nach Geld kommt, ist die emotionale Bindung meist schon so weit fortgeschritten und die romantischen Gefühle so intensiv, dass einem die finanzielle Hilfe wie eine Selbstverständlichkeit erscheint. Sobald das erste Geld geflossen ist, wird die Geschichte weiter ausgebaut und es folgen weitere Bitten um Geld. Nicht selten kommt es sogar dazu, dass die Betrogenen sich selbst Geld leihen oder Kredite aufnehmen, um weiterhin Geld zahlen zu können. Die so genannten „Lovebomber“, also „Liebesbombadierer“, wenden viele Tricks an, um ihr Gegenüber auszunutzen, und wissen durch den langen und intensiven Kontakt genau, welche Argumente sie wählen müssen, um die Kontrolle zu halten, z. B. durch jede Menge Liebesbekundungen, Geschenke und Versprechungen, die sehr schmeichelnd sind, ein gutes Gefühl geben und es erschweren, den Kontakt einfach abzubrechen.

(Emotionale) Erpressung

Der Beziehungsaufbau im Netz kann auch darauf abzielen, Fotos und Videos von dir zu bekommen, insbesondere freizügige Bilder, um dich später damit zu erpressen. Diese Masche von Beginn an zu durchschauen, ist nicht leicht, denn die Betrüger*innen spielen mit den Gefühlen und erschaffen zunächst ein liebevolles Vertrauensverhältnis. Erst spät nutzen sie Manipulationsstrategien, um durch Schuldgefühle oder Angst das zu bekommen, was sie von Anfang an geplant hatten.

Stärke deine Medienkompetenz und
erfahre mehr zur digitalen Kommunikation!

Tipps für sichere Online-Beziehungen

Egal ob Freundschaften oder Liebesbeziehungen - diese Regeln solltest du unbedingt beachten:

1. Glaube nicht alles! 

Du solltest ein Gefühl dafür oder mindestens eine Idee davon haben, wie die Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken und auf Dating-Websites funktioniert und nicht alles glauben, was du siehst oder liest. Nachrichten können erfunden und Fotos oder Videos gefälscht sein.

2. Sprich mit anderen darüber! 

Es ist wichtig, dass du dich mit deinen Online-Bekanntschaften wohlfühlst, doch versuche, die „rosarote Brille“ etwas einzuschränken. Sei dir bewusst, wie sehr geschriebene Worte, Fotos und Videos deine Meinungen und Gefühle beeinflussen können. Wenn du Vertrauenspersonen von deiner neuen Online-Bekanntschaft erzählst, holst du dir eine zusätzliche Perspektive von jemandem, der weniger emotional involviert ist und dir wertvolle Unterstützung bieten kann.

3. Achte auf Warnsignale! 

Zuallererst: Du bist es wert, gemocht, geliebt und geschätzt zu werden! Genieße die Komplimente, die du von anderen bekommst! Aber beachte auch: Eine zu schnelle Annäherung deines fremden Gegenübers, übertriebene Liebesbekundungen, Geschenke oder Versprechungen sind ganz deutliche Anzeichen dafür, dass jemand ganz intensiv um deine Gunst wirbt und eventuell kriminelle Absichten hat.

4. Schütze deine Privatsphäre! 

Es ist wichtig, dass du niemals sensible Informationen mit Personen teilst, die du nicht persönlich kennst. Die Preisgabe von persönlichen Informationen (Passwörtern, Bankdaten, Firmengeheimnissen und auch dein eigenes Geburtsdatum) kann aus unterschiedlichen Gründen gefährlich für dich und dein Umfeld werden. Sei außerdem vorsichtig bezüglich Fotos und Videos, die du verschickst, denn sie könnten gegen dich verwendet werden.

5. Überweise niemals Geld! 

So rührend und plausibel die Geschichte auch klingt, die dich dazu bewegen soll, Geld zu bezahlen: Lass dich niemals darauf ein! Sobald du bemerkst, dass die Gespräche in eine Richtung führen, die dich emotional unter Druck setzen, solltest du skeptisch werden und den Kontakt abbrechen.

6. Baue deine digitalen Kompetenzen aus! 

Je mehr du dich mit den Besonderheiten von Online-Kommunikation beschäftigst, mit Anzeichen für gefälschte Nachrichten, Fotos und Videos im Netz sowie mit Aspekten rund um den Schutz deiner Daten, desto besser schützt du dich auch vor Betrugsmaschen in Sachen Online-Liebe und Online-Freundschaft. Deine digitalen Kompetenzen kannst du beispielsweise über unseren kostenlosen Online-Selbsttest #DigitalCheckNRW feststellen und erweitern: www.digitalcheck.nrw

Es ist niemals zu spät, den Kreislauf zu durchbrechen!

Wenn du die Warnzeichen eines Betrugs nicht rechtzeitig erkannt hast, aber im Nachhinein vermutest, betrogen worden zu sein, kannst du trotzdem noch handeln! Hast du bereits Geld überwiesen und bist dir unsicher, ob das die richtige Entscheidung war? Kontaktiere sofort deine Bank! Die Angestellten sind für solche Fälle geschult und können die Zahlung möglicherweise noch stornieren. Wahrscheinlich ist dir diese Situation unangenehm und andere, die davon erfahren, fragen womöglich ungläubig, wie du in so eine Situation geraten konntest. Mach dir aber keine Vorwürfe! Betrüger*innen nutzen viele Tricks, um deine Emotionen zu manipulieren und dich psychisch zu beeinflussen – das ist ihr tägliches Geschäft. Deine Freunde haben nicht dieselben Gespräche mit den Betrüger*innen geführt wie du. Es kann jedem passieren, auf Scamming oder Lovebombing hereinzufallen. Scheue dich nicht, andere um Hilfe oder eine zweite Meinung zu bitten.

Beratungsstellen

 

Bei Gewalt:

WEISSER RING - Unterstützung von Kriminalitätsopfern

https://weisser-ring.de/

 

Bei Einsamkeit und Sorgen:

Nummer gegen Kummer e.V. - Beratung für Kinder, Jugendliche und Eltern

116 111 (Mo-Sa von 14-20 Uhr)

https://www.nummergegenkummer.de/

 

Telefonseelsorge

0800 1110111 / 0800 1110222 oder 116 123 

https://www.telefonseelsorge.de/telefon/

 

Bei Betrug:

Polizei Beratung

www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/scamming/

Stand: 17.03.2025
Autor*innen: Jessica Wawrzyniak